Hunde auf Silvester vorbereiten

Hier findest du einige Möglichkeiten, deinen geräuschempfindlichen oder ängstlichen Hund auf die Knallerei an Silvester vorzubereiten.

Schaffe einen sicheren Rückzugsort 

Dieser sollte bequem, sicher und beliebt sein, zum Beispiel ein weicher Hundekorb in deiner Nähe oder die Kuscheldecke auf dem Lieblingssessel. Wenn dein Hund sich gerne versteckt, eignet sich eine Stoffbox, die immer offen ist. Um Geräusche abzudämpfen kannst du eine dicke Decke darüberlegen.

Am besten eignet sich für den Rückzugsort ein Zimmer, dass man möglichst gut abdunkeln kann. Denn nicht nur die plötzlichen Knaller sind ein Problem für die meisten Haustiere, sondern auch die Lichtblitze, die den Himmel erleuchten. 

Wichtig ist, dass dieser Platz für den Hund immer erreichbar ist und er sich dort wohl fühlt. Am besten beginnst du schon einige Wochen vorher damit, ein tägliches Entspannungsritual an seinem Rückzugsort einzuführen. Hierzu suchst du täglich gemeinsam mit deinem Hund diesen sicheren Ort auf und lässt es ihm dort gut gehen: Kuscheln, Streicheleinheiten und Entspannung, aber auch besonders leckere Kausachen oder Snacks aus einem Kong oder von einer Schleckmatte steigern das Wohlbefinden.

An eine Box sollte dein Hund zunächst gewöhnt werden, bevor du das tägliche Ritual einführst. Eine Anleitung hierfür findest du weiter unten in diesem Beitrag.

Gewöhne deinen Hund an einen Gehörschutz 

Um die Lautstärke der Silvesterknallerei zu mindern können auch Hunde einen Gehörschutz tragen. Hier gibt es auf dem Markt sogenannte Kapselgehörschutze zum Aufziehen für Hunde, sowie verschiedene Tücher und Mützen für Hunde, die ebenfalls eine gewisse geräuschdämpfende Wirkung haben. Wichtig ist allerdings, dass man den Hund im Vorfeld an das Tragen des Gehörschutzes gewöhnt, damit es für ihn keinen zusätzlichen Stress bedeutet. Eine Anleitung findest du weiter unten in diesem Beitrag.

Hilft „White Noise“ meinem Hund?

Unter White Noise versteht man eine Mischung aller für den Menschen hörbaren Frequenzen von 20 bis 20.000 Hertz. Das „Weiße Rauschen“ in Form von Meeresrauschen, Regenschauern oder anderen Naturgeräuschen dient als beruhigendes, gleichmäßiges Hintergrundgeräusch und soll störenden Lärm überdecken. Ob dein Hund White-Noise-Geräusche als angenehm empfindet, solltest du unbedingt vorab testen. Achte darauf, dass dein Hund entspannt ist, du mit sehr geringer Lautstärke beginnst und die Geräuschquelle nicht in direkter Nähe deines Hundes steht. Wenn dein Hund Unbehagen zeigt, solltest du lieber auf andere Möglichkeiten zur Beruhigung zurückgreifen.

Mehr Wohlbefinden durch Pheromone

Das Präparat Adaptil enthält eine synthetische Formulierung des Dog Appeasing Pheromon (D.A.P.). Dieser Duftstoff wird bei der Mutterhündin in der Umgebung der Zitzen gebildet und vermittelt den Welpen Geborgenheit. Auch bei erwachsenen Hunden kann er das Wohlbefinden steigern, wenn sie in den ersten 5 Lebenswochen gesäugt wurden. Adaptil ist als Verdampfer für die Steckdose erhältlich und sollte in dem Raum, in dem sich der Rückzugsort deines Hundes befindet angebracht werden (möglichst schon 2-3 Wochen vor Silvester). Alternativ gibt es das Pheromon-Analogon auch als Halsband. Der Stecker und das Halsband wirken etwa 4 Wochen und sind frei verkäuflich.

Nahrungsergänzungen

Alpha-Casozepin (Zylkene) ist ein hydrolysierter Eiweiß-Baustein aus der Milch, der auf natürliche Weise beruhigend wirken und Angstzustände reduzieren kann. Wichtig für die Wirkung ist die Dosierung, bei vielen Hunden ist das 2-3-fache der angegebenen Dosis notwendig, um einen Effekt zu erzielen. Da die Wirkung deutlich geringer ist, als bei angstlösenden Medikamenten, sollte es als einziges Therapeutikum nur bei sehr leichten Anst- oder Stresszuständen eingesetzt werden. Zylkene ist in Form von Tabletten frei verkäuflich. Die Tabletten-Gabe sollte mindestens zwei Wochen vor Silvester begonnen werden. 

Medikamentöse Therapie

Bei stärkeren Angstzuständen ist medizinische Hilfe notwendig. Der Tierarzt kann nach Untersuchung deines Hundes ein für Hunde zugelassenes Präparat verschreiben. In Einzelfällen ist auch die Umwidmung eines anderen Wirkstoffs notwendig. Bei den meisten Hunden kann mit verschreibungspflichtigen Medikamenten eine deutliche Besserung der Symptomatik erreicht werden. Wichtig ist jedoch, dass sie bei den ersten Anzeichen von Angst eingesetzt werden, da sie bei einem bereits panischen Hund häufig nicht mehr den gewünschten Effekt erzielen können. Für Hunde, die bereits an den Tagen vor Silvester bei einzelnen Knallern stark ängstlich reagieren, eignet sich somit eher ein Präparat, das über mehrere Tage gegeben werden kann. 

Dexmedetomidin (Sileo) ist zur Linderung akuter Geräuschangst beim Hund zugelassen. Es wirkt angstlösend und in höherer Dosierung auch sedierend. Sileo ist ein Gel, das beim Hund in die Backentasche eingegeben wird, da es über die Maulschleimhaut aufgenommen und nicht geschluckt werden soll. Die Wirkung tritt innerhalb von ca. 30 Minuten ein. Wenn der Hund weiterhin Angstzustände zeigen sollte, kann die Gabe nach 2 Stunden wiederholt werden. Als Nebenwirkungen des Medikaments können u.a. Erbrechen, Sedation und Harninkontinenz auftreten. Die richtige Anwendung wird in einem Video erklärt: https://www.sileodosing.com/de.

Der Wirkstoff Imepitoin (Pexion) ist ebenfalls für den Einsatz bei akuter Geräuschangst an Silvester bei Hunden zugelassen. Das eigentlich als Antiepileptikum entwickelte Medikament wird in Form von Tabletten 2 x täglich verabreicht, wobei die Gabe mindestens zwei Tage vor dem Silvesterabend begonnen werden sollte. Als Nebenwirkungen können z.B. Bewegungsstörungen (Ataxie), Erbrechen, veränderter Appetit, vermehrte Wasseraufnahme, Speicheln oder Schläfrigkeit auftreten.

Neu zugelassen wurde in diesem Jahr der Wirkstoff Tasipimidin (Tessie). Die orale Lösung kann bei Geräuschangst an Silvester bis zu dreimal angewendet werden, um Angstzustände zu lindern. Als Nebenwirkungen können u.a. Lethargie und Erbrechen auftreten.

Lass dich von deinem Haustierarzt beraten, welches Medikament für deinen Hund am besten geeignet ist! Wenn dein Hund sehr starke Ängste zeigt oder in der Vergangenheit schlecht auf eine medikamentöse Therapie angesprochen hat, solltest du einen auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt um Rat fragen.

Sicherheit und Entspannung

Bereits in der Woche vor Silvester solltest du deinen Hund angeleint führen. Wenn er schon Fluchtverhalten gezeigt hat, sollte er ein Sicherheits- oder Panikgeschirr tragen, das durch einen zusätzlichen Taillengurt ein Herausschlüpfen des Hundes verhindert. Sperre deinen Hund nicht in eine Box oder einen Raum ein, auch wenn er sich dorthin zurückzieht. Bei einer Panikreaktion kann er sich sonst selbst verletzen.

Hunde mit schwerer Geräuschangst sollten in der Zeit um Silvester nicht allein gelassen werden. Versuche, das Stresslevel deines Hundes in der Woche vor Silvester so gering wie möglich zu halten. Entspannte Spaziergänge in ruhiger Umgebung, Spiel- und Trainingseinheiten zur geistigen Auslastung, sowie gemeinsame Ruhezeiten helfen ihm, sich auf den Silvesterabend vorzubereiten. Bei richtig ängstlichen Hunden ist es sehr hilfreich, wenn sie ihren emotionalen „Akku“ vor der Silvesternacht nochmal richtig aufladen können, z.B. bei einem Urlaub in einer abgelegenen und ruhigen Gegend.

 

Management an Silvester

      • Bleibe selbst souverän und entspannt. Hunde sind sehr empfindlich für Stimmungen und lassen sich leicht anstecken.

      • Sorge am Vormittag für körperliche und geistige Auslastung in möglichst ruhiger Umgebung.

      • Lass deinen Hund nicht allein.

      • Bestrafe deinen Hund nie für ängstliches Verhalten. Strafe erhöht das Stresslevel des Hundes und macht es damit nur schlimmer.

      • Gehe mit deinem Hund in den Raum, in dem sich sein Rückzugsort befindet. Schließe die Vorhänge oder Rollläden und stelle ruhige Musik oder White-Noise-Geräusche an (vorher testen!).

      • Lenke deinen Hund ab: z.B. mit Suchspielen oder kleinen Tricks. Beschäftigte Hunde reagieren oft weniger emotional.

      • Gib ihm etwas zu Kauen, z.B. einen gefüllten Kong oder eine beschmierte Schleckmatte. Kauen und Schlecken kann Hunde ablenken und beruhigen.

      • Sei für deinen ängstlichen Hund da. Wenn er Nähe sucht, kannst du ihn streicheln und beruhigen. Dabei musst du keine Sorge haben, dass sich seine Angst dadurch verstärkt.

    Und danach? Was tun, wenn der Hund ein Trauma erlitten hat?

    Nach einem Geräuschtrauma kann mit bestimmten angstlösenden Medikamenten verhindert werden, dass der Hund sich die Erfahrung einprägt und durch das Trauma möglicherweise eine Angststörung entwickelt. Wenn das Ereignis erst wenige Stunden zurück liegt, reicht eine einmalige Gabe aus. Die Therapie sollte von einem verhaltensmedizinisch geschulten Tierarzt durchgeführt werden.

    Langfristig hilft eine Verhaltenstherapie

    Wenn dein Hund nur an Silvester Angst und Stress empfindet, sind gutes Management und eine mit deinem Tierarzt besprochene Medikation das Mittel der Wahl. Wenn er sich jedoch vor verschiedenen Geräuschen fürchtet und z.B. auch bei Gewitter oder lauten Alltagsgeräuschen eine Stressreaktion zeigt, spricht man von einer Geräuschangst. Um einem Hund mit Geräuschangst langfristig zu helfen, sollte eine Verhaltenstherapie durchgeführt werden. Hierbei werden im ersten Schritt medizinische Ursachen und Verstärker ausgeschlossen. Im zweiten Schritt wird für den Hund ein individueller Therapieplan erarbeitet, der eine systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung beinhaltet. Dabei wird der Hund Schritt für Schritt und ohne Angst zu empfinden an entsprechende Geräusche gewöhnt und lernt dann, sie mit etwas Schönem zu verbinden. Da eine solche Therapie mindestens 8 Wochen Zeit in Anspruch nimmt, sollte man am besten sofort, spätestens jedoch im Oktober damit beginnen.

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